Wien

Wien ist Weinstadt

Der Wein gehört zu Wien – so wie der Stephansdom, Schloss Schönbrunn und die Sängerknaben. Doch den Wiener Wein gibt es nicht nur beim traditionellen Heurigen – vielmehr ist er dabei, die ganze Stadt zu erobern.

WeinWien und Wein gehören zusammen. Denn Wien hat den Weinbau mit nennenswerten Produktionsmengen innerhalb der Stadtgrenzen und das als einzige Hauptstadt der Welt, was ihn geradezu zum Wahrzeichen macht. Aber er ist mehr als das: Ein Wirtschaftsfaktor, ein prägendes Element des Stadtbilds, ein Beitrag zum urbanen Ökosystem aber nicht zuletzt auch zum Wohlbefinden der Menschen – das gilt für Einheimische ebenso wie für Gäste. Nachdem man jedoch über viele Jahre, ja Jahrzehnte, den Wiener Wein fast ausschließlich in Verbindung mit dem Heurigen gesehen hat, ist er in der Bundeshauptstadt inzwischen buchstäblich in aller Munde. Wien profiliert sich immer stärker als Weinbauregion, der Wiener Wein steht alljährlich im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen, und er hat seinen fixen Platz in vielen Weinbars, Vinotheken und Lokalen der Stadt gefunden. Kurzum: Es ist leicht, dem Wiener Wein zu begegnen – und ihn zu genießen.

Ausgezeichnet und naturnah

WeinDarüber hinaus keltern aber immer mehr Wiener Winzer hervorragende Bouteillenweine, die auch in der Wiener Gastronomie großen Anklang finden. Regelmäßige Auszeichnungen bei Verkostungen renommierter Fachmagazine und im SALON Österreichischer Wein bestätigen die hohe Qualität dieser Weine und in den Paradedisziplinen Riesling und Weißburgunder konnten Produzenten aus Wien bereits des öfteren die besten Weine des Landes stellen.
Gerade durch die Nähe zur Stadt ist den Wiener Winzern eine möglichst naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Weingärten ein besonders wichtiges Anliegen. Manche gehen noch einen Schritt weiter. So hat Stefan Hajszan seine 14 Hektar Weingartenfläche im Jahr 2006 auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt und Quereinsteigerin Jutta Ambrositsch experimentiert ebenfalls in mehreren Weingärten mit Biodynamie. Das bedeutet den völligen Verzicht auf systemische Spritzmittel und Pflanzenschutz durch natürliche Extrakte wie Tees, die im Sinne der Homöopathie zur Stärkung der Pflanzen in die Weingärten ausgebracht werden.

Der gemischte Satz – eine Wiener Spezialität kehrt zurück

Eine Besonderheit unter den Wiener Weinen ist der so genannte „Gemischte Satz“. Bereits im 19. Jahrhundert, als in den meisten anderen österreichischen Weinbaugebieten eher Massenträger zum Zug kamen, setzte man in Wien auf Edelrebsorten wie Riesling, Rotgipfler, Weißburgunder und Traminer. Diese wurden zusammen mit etlichen weiteren Sorten im Weingarten gemischt ausgepflanzt. Dadurch entstanden nicht nur sehr vielschichtige und komplexe Weine, die verschiedenste Eigenschaften wie Frische, Fruchtigkeit oder Körperreichtum in sich vereinigen konnten, sondern der Winzer hatte auch stets einen relativ sicheren Ertrag: Durch die unterschiedlichen Blütezeitpunkte der Sorten führten auch widrige Witterungsumstände während der Blütezeit nie zu einem Totalausfall der Ernte sondern höchstens zu Einbußen bei bestimmten Sorten. Nachdem dieser Gemischte Satz sehr lange ein Schattendasein als einfacher Schankwein beim Heurigen gefristet hatte, erlebt er nun seit einigen Jahren wieder eine Renaissance. Dieser besonders typische und charakteristische Wiener Wein wird sowohl als leichter, süffiger Tropfen als auch in Form von kraftvollen und komplexen Top-Wein in die Bouteille gefüllt.

WIENWEIN – gemeinsam für den Wiener Wein

Mit Rainer Christ, Michael Edlmoser, Fritz Wieninger und Richard Zahel haben sich vier der besten und engagiertesten Winzer von Wien im Jahr 2006 zur Gruppe „WIENWEIN“ zusammengeschlossen. Was die vier Winzer verbindet, ist das bedingungslose Bekenntnis zur Qualität, der Enthusiasmus und das Engagement für den Wein, die weit über den eigenen Glasrand hinausgehen. Gemeinsam wollen sie neue Qualitätsstandards für den Wiener Wein definieren, seinen besonderen Charakter klar herausarbeiten und diese Botschaft sowohl auf der nationalen als auch auf der internationalen Ebene verbreiten. Ein großes Anliegen ist der Gruppe die Wiederbelebung des klassischen Wiener Gemischten Satzes, für die sie sich massiv einsetzen.
Die Arbeit geht dabei einerseits nach innen, wo unter Beiziehung von externen Weinexperten sehr viel an der Qualität des Weines sowie den Inhalten und der Strategie für Gruppenaktivitäten gearbeitet wird. Andererseits präsentieren die Winzer bei zahlreichen Events ihre Weine und vermitteln im direkten Kontakt zu Fachleuten und Publikum ihre ganz persönliche Einstellung zum Wiener Wein nach dem Credo: „Wiener Wein ist einfach mehr!“
Einmal jährlich präsentieren die Winzer von WIENWEIN ihre Weine in der Wiener Secession. Info: www.wienwein.at

Wein & Architektur

Auf der Basis gewachsener Traditionen hat sich der Weinbau in Wien während des vergangenen Jahrzehnts rasant modernisiert. Sichtbares Zeichen dafür sind auch architektionisch anspruchsvolle Kellerbauten und Heurigenlokale neuen Stils. Die besondere Lage in der Stadt machte es dabei erforderlich, bestehende Bausubstanz sinnvoll und auch optisch gelungen mit neuen und zweckmäßigen Bauteilen zu verbinden. So geschehen etwa bei Fritz Wieninger in Wien-Stammersdorf, der einen alten Klosterkeller restauriert und mit einem kompromisslos modern gestalteten Arbeitstrakt kombiniert hat. Sehenswert auch das Weingut und der Heurige von Rainer Christ in Wien-Jedlersdorf. Mit viel Stein, Sichtbeton, Glas und Holz wurde hier ein Kellerneubau geschaffen, der allen Anforderungen der heutigen Weinbereitung entspricht. Zusätzlich wurde ein neuer, schlicht aber doch gemütlich gestalteter Heurigenbereich gebaut, der einen reizvollern Kontrast zum bestehenden, traditionellen Heurigen bildet. Ganz auf Transparenz setzt Stefan Hajszan, ein Quereinsteiger, der in Wien-Heiligenstadt sein Weingut samt Weinrestaurant betreibt. Von den Gasträumen aus hat man einen freien Blick in die weitläufigen Backsteingewölbe des Kellers und ins Presshaus und kann so dem Wein hautnah bei seiner Entstehung zuschauen, während man ihn genießt. Eine moderne Interpretation des klassischen Heurigenlokals findet man dagegen bei Hans Peter Göbel in der Stammersdorfer Kellergasse und bei Johannes Wiltschko in Wien-Mauer. Göbel hat als gelernter Architekt die Einrichtung seines Lokals selbst geplant und statt dunklem Holz und barocker Elemente auf Helligkeit sowie schlichte und klare Linien gesetzt. Wiltschko ging noch einen Schritt weiter: Mit Blick auf den Weingarten sitzt man hier in Wiens erster „Heurigen-Lounge“ mit komfortabler Bestuhlung, ledernen Eckbänken und einer Sitzbar für schnelle Gäste inmitten des Raumes. Die fühlen sich hier wohl, denn die Materialwahl und ausgeklügelte Beleuchtungseffekte sorgen für gemütliche Atmosphäre.

Weinkalender – Events rund um den Wiener Wein

Wein gibt es in Wien schon seit mehr als 2.000 Jahren – doch im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Donaumetropole tatsächlich zur Weinstadt entwickelt. Der edle Rebensaft steht im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen in den traditionellen Weinbauorten in Wien wie Stammersdorf, Grinzing oder Sievering aber auch mitten in der Stadt. Den Auftakt macht der Weinfrühling ab Mitte März mit der Eröffnung der Heurigengärten, Weindegustationen, Rebblütenwanderungen und musikalischen Veranstaltungen beim Heurigen vom Jazzbrunch bis zu Volks- und Schrammel-Musikabenden. Im Mai gibt der Wiener Heurige dann mit dem „Heurigendorf auf der Freyung“ ein Gastspiel mitten in der Stadt: Winzer und Mitarbeiter von rund zwanzig Wiener Weinbaubetrieben sorgen während des verlängerten Wochenendes für das leibliche Wohl von mehreren tausend Besuchern. Höhepunkt des Weinjahrs ist der Ende Juni stattfindende Wiener Weinpreis und die daran anschließenden Weintage im Arkadenhof des Rathauses. Im Rahmen einer festlichen Veranstaltung werden die Landessieger von Bürgermeister Michael Häupl persönlich ausgezeichnet. Im Arkadenhof haben Gäste dann vier Tage lang die Möglichkeit, die besten Weine Wiens gemeinsam mit erlesenen Köstlichkeiten aus der Küche von Wiens Top-Köchen zu genießen. Im Oktober gastiert der Wiener Wein dann noch einmal in der Stadt: Der „Junge Wiener“ lockt als erster Vorbote des neuen Weinjahrganges alljährlich zahlreiche Besucher in die Innenstadt.

Info zu den Veranstaltungen rund um den Wiener Wein unter: www.wienerwein.at
Wien bietet aber nicht nur dem Wiener Wein eine Bühne, sondern ist regelmäßig Schauplatz internationaler Wein-Großveranstaltungen: Im Zwei-Jahres-Rhythmus trifft sich die Weinszene auf der internationalen Weinmesse „Vievinum“ im noblen Rahmen der Wiener Hofburg (www.mac-hoffmann.at). Und mit der „AWC Vienna“ International Wine Challenge hat der engagierte Jungwinzer Michael Edlmoser innerhalb weniger Jahre die zweitgrößte Weinverkostungs- und -prämierungsveranstaltung der Welt in Wien installiert. Die Siegerweine werden alljährlich Ende Oktober im Rahmen einer „Galanacht des Weines“ im Festsaal des Wiener Rathauses präsentiert (www.awc-vienna.at).

Wiener Wein: Eine lange Geschichte – kurz gefasst

Traubenkernfunde belegen, dass bereits die Kelten und Illyrer ab 500 vor Christus im Wiener Raum Wein herstellten. Doch erst die Römer brachten einen kultivierten Weinbau in die Stadt, in dem sie Edelreiser aus Italien auf die bestehenden Rebstöcke aufpfropften. Kaiser Probus (232 – 282 n. Chr.), hob das damals für Gebiete nördlich der Alpen geltende Weinanbauverbot auf und erlaubte seinen Legionären, selbst Reben zu pflanzen und Wein zu keltern.

Über den Weinbau in Wien nach der Römerzeit gibt es praktisch keine Aufzeichnungen doch im späten Mittelalter war der größte Teil der späteren Wiener Bezirke von Weinreben bewachsen. Die Bürger Wiens besaßen damals, im 12. und 13. Jahrhundert, bereits Weingärten innerhalb und außerhalb der Stadt, die sich bis zum 16. Jahrhundert erhalten haben.
Durch die Nähe der Weingärten zu den bewohnten Gebieten hat sich in Wien schon sehr früh eine besondere Form des Weinabsatzes, der „Heurige“ entwickelt, wobei nicht ganz klar ist, wann eigentlich der erste Heurigenwirt sein Lokal aufgesperrt hat. Ausgeschenkt wurde damals in den Kellern und Bürgerhäusern in und vor der Stadt.

Mit der Verbauung nach der ersten Türkenbelagerung von 1529 und dem großen Wiederaufbau nach der zweiten Türkenbelagerung von 1683 wurde der Heurigenschank immer mehr in die Vororte gedrängt, wo er sich bis heute hält, inmitten der Weingärten, die als Reste des einst großen Reichtums verblieben sind.

Getrunken wurde im Mittelalter kräftig - einer Schätzung zufolge war in Wien während des späten Mittelalters der Weinverbrauch etwa sechsmal so hoch wie heute. Allein in den Buschenschänken wurden gegen Ende des 16. Jahrhunderts durchschnittlich 120 Liter pro Kopf der Wiener Bevölkerung getrunken.

Auf den großen Rausch folgte die allmähliche Ernüchterung. Weinbaufläche und Weinkonsum gingen immer stärker zurück und im Jahr 1815 tranken die Wiener „nur“ noch 87 Liter pro Kopf und Nase. 1870, kurze Zeit vor der Reblauskatastrophe, die viele Wiener Winzer um ihre Existenz bringen sollte, war der Konsum gar auf 40 Liter gesunken, was unter anderem auf die verschärfte Steuerpolitik, die Einführung des Zapfmaßes, sowie das Aufkommen von Kaffee und Bier als Konkurrenz zurückzuführen war.

Bedingt durch die beiden Weltkriege dauerte es sehr lange, bis sich der Weinbau in Wien nach der Reblauskatastrophe wirtschaftlich einigermaßen erholte. Durch konsequente Schutzmaßnahmen für die Wiener Rebflächen und einen allgemeinen qualitativen Aufschwung erlebt der Wiener Wein jedoch heute wieder eine neue Blütezeit. perfekt als Speisenbegleiter zur Heurigenjause oder zur Wiener Küche eignen.

Mit freundlicher Unterstützung des Wiener Tourismusverband


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